Per aspera ad astra
Das Gymnasium Voerde auf Erkundungstour am Golf von Neapel
In bewährter Tradition der Lateinfachschaft des Gymnasiums Voerde begaben sich auch am Ende des Schuljahres 2024/25 über 50 Schüler und Schülerinnen der Jgst. 9 – begleitet von fünf Lehrkräften – auf eine fünftägige Reise zum Golf von Neapel, ein ideales Ziel, um intensive Eindrücke von antiker Lebensweise und Kultur zu bekommen. Dieser „Austausch mit der Antike“ stellte uns in diesem Jahr jedoch vor ungeahnte Schwierigkeiten und Herausforderungen: Temperaturen von über 35 Grad, die überfüllte, rappelnde Circumvesuviana und nicht zuletzt die vielen Kilometer, häufig auch mit Steigungen und Treppen, machten uns Voerderianern, SchüleriInnen und auch uns Lehrkräften, ganz schön zu schaffen.
Dennoch haben wir auf der Fahrt viele Highlights erleben können. Zunächst einmal wohnten wir traumhaft: Unsere Unterkunft, das
Bungalow-Dorf Bleu village in Meta di Sorrento, erstreckt sich über neun in den Hang gebaute Etagen und bietet einen unglaublichen Ausblick auf das Meer und die Küste von Sorrent. Auch besitzt jedes Häuschen eine eigene Terrasse, ein idealer Ort für die Mahlzeiten und das Erholen nach dem anstrengenden Programm. Apropos: In dieser Hinsicht überraschte uns der ein oder andere Schüler mit tollen Kochkünsten.
Unser Programm startete direkt nach der Landung in Neapel mit dem herausfordernden Aufstieg zum Krater des legendären Vesuvs, des Vulkans, dessen Ausbruch im Jahr 79 n.Chr. für die Verschüttung – und deshalb Konservierung – der umliegenden römischen Städte wie Pompeji und Herculaneum verantwortlich war. Alle diejenigen, die trotz der Hitze die Besteigung erfolgreich bewältigten, wurden mit einem Blick in den Schlund eines immer noch aktiven Vulkans und dem Panaromablick über die gesamte Bucht von Neapel bis hin nach Capri belohnt. Am nächsten Tag bildete die Besichtigung des ebenfalls vom Vesuvausbruch 79 n. Chr. betroffenen Herculaneums, eines damals sehr vornehmen Küstenorts, vergleichbar mit heutigen „Promilocations“ wie St. Tropez, den nächsten Programmpunkt. Noch heute ist dort das frühere Leben zu spüren, denn Herculaneum wurde – anders als Pompeji – beim Vesuvausbruch von einer Schlammlawine überrollt, sodass sich dort unter einer mehr als 10 m hohen Schlammschicht sogar organische Substanzen wie Holz erhalten haben. Wir konnten dort die Pracht luxuriöser römischer Wohnhäuser wie z.B. dem „Haus der Hirsche“ bewundern, in denen sehr viel Wert auf Ausstattung und Wandbemalung gelegt wurde. Ein besonders schönes Beispiel ist das Sommertriclinium der Casa del Neptuno et Amphitrite, in dem die Bewohner umgeben von mit Muscheln verzierten kleinen Grotten und „beschützt“ durch ein Mosaik des Meeresgottes Neptun im Freien speisen konnten. So fiel es nicht schwer, sich knapp zweitausend Jahre zurückzuversetzen und sich das Leben der antiken Menschen vorzustellen. Die über 300 Skelette der Einwohner, die Schutz in den Bootshäusern gesucht haben, ließen das Ausmaß der damaligen Katastrophe erkennen. Am nächsten Tag standen die Ausgrabungen in Pompeji, einer damals blühenden Hafen- und Handelsstadt, auf unserer Agenda. Leider mussten wegen der großen Hitze recht viele Schülerinnen und Schüler im Camp bleiben oder konnten nur an Teilen des Programms teilnehmen. In der Tat ist die „to do“ Liste für das Weltkulturerbe Pompeji gewaltig, denn dort kann man auf einem weitläufigen Areal sämtliche Gebäude einer antiken Stadt im Originalzustand erkunden, wie das älteste Amphitheater des römischen Reiches, zwei Theater, zwei Thermenanlagen, diverse Tempel, ein Forum, aber auch Imbissstuben, Bäckereien, Werkstätten und natürlich Wohnhäuser. Hier tauchten wir vollends ein in die Welt der Antike und konnten anhand der Ausgrabungen die Kenntnisse über die Freizeitgestaltung der Römer, die Gladiatorenspiele mehr als Theaterbesuche liebten, viel Sport trieben und auf tägliche Wellness in den Thermen großen Wert legten, vertiefen, aber auch viel Neues über antike Ernährung und Esskultur, Religion und Politik erfahren. Auch konnten wir einen Blick von oben auf die aktuellen Ausgrabungen, eine riesigen Wohnkomplex, richten und uns ein bisschen in dem neu gestalteten Restaurant erholen. Das Fazit (von uns Lehrkräften!): Es hat sich gelohnt, die Anstrengungen (aspera) auf sich zu nehmen, nirgendwo sonst auf der Welt kann man so viel über die Antike erfahren- deshalb „überfluten‘ ja auch täglich Besucherströme aus aller Welt dieses einzigartige Freilichtmuseum. Apropos Museum: Natürlich darf auch ein „richtiges“ Museum bei einer Studienfahrt nicht fehlen. Insofern stand am nächsten Tag der Besuch des Nationalmuseums in Neapel an. Dort sind nicht nur spektakuläre Funde aus Pompeji und Herculaneum, wie wertvolle Mosaike und Bronzestatuen, zu sehen, sondern auch berühmte Marmorstatuen aus Rom, wie der riesige Farnesische Stier oder Hercules, der sich nach getaner Arbeit ausruht. Einen Superlativ hat sicher auch die Villa Oplontis verdient. Diese Villa soll der zweiten Ehefrau des Kaiser Neros gehört haben. Sie verfügt über mehr als 3000m² Wohnfläche – darunter auch ein Pol mit den Maßen 29 x 7 m. Besonders beeindruckend sind hier die wunderschönen, sehr gut erhaltenen Wandmalereien überall im Haus.
Am Abend war es möglich, in Kleingruppen das nahe gelegene Sorrent zu besuchen und durch die Gassen dieses sehr hübschen Ortes zu schlendern. Diejenigen, die diese Gelegenheit genutzt haben, meldeten uns zurück, dass sie dort die leckerste Pizza gegessen und das Gefühl gehabt hätten, sie seien im Urlaub. Aber – so unsere Beobachtung– auch im Camp war die Stimmung abends ausgelassen und alle genossen das Zusammensein und das mediterrane Ambiente.
Viele Nerven erforderte jedoch unsere Tour nach Capri. Durch ein Missverständnis konnten wir nämlich nicht wie geplant von dem Hafen vor unserem Camp abfahren, sondern mussten in der Hitze nach Sorrent laufen, um von dort mit der Fähre überzusetzen. Bezogen auf Capri hörten wir häufig das Adjektiv „atemberaubend“, denn die Schönheit dieser Insel ist legendär und Capri ein Sehnsuchtsort vieler Touristen aus nah und fern. Dementsprechend ist Capri recht voll und überteuert. Dennoch genossen unsere Schülerinnen und Schüler den Flair dieser Insel, das Bummeln durch die malerischen Gassen und natürlich (nach Aussage unserer Schülerinnen und Schüler) extrem leckeres Eis und Pizza.
Der ursprünglich geplante Aufstieg zur Villa Iovis musste wegen der Hitze entfallen. Am Ende des Capritages wartete aber noch ein Highlight auf uns: Eine Bootstour rings um die Insel, bei der man die Klippen, Grotten und die berühmten Faraglionifelsen bewundern konnte.
Unsere Studienfahrt beendeten wir abends mit der Möglichkeit, sich eine Pizza ins Camp zu bestellen und so die erlebnisreichen Tage ausklingen zu lassen. Am nächsten Tag klingelte nämlich der Wecker bereits um 4 Uhr, da wir einen sehr frühen Rückflug hatten.
Wir LehrerInnen haben uns über die meist gute Stimmung trotz der extremen Wetterbedingungen, das Interesse und das Durchhaltevermögen fast aller Fahrtteilnehmer gefreut. Ein Schüler schrieb uns als Rückmeldung:
„Die Fahrt war eine absolute 10/10“!
M. de Byl, S. Schepp